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We're gonna rise when we fall

Eine Yogalehrerin sagte mal während einer Yogastunde, dass die Kunst im Umgang mit Gefühlen darin bestünde, sie nicht kleiner oder größer zu machen, sondern so anzunehmen, wie sie sind.


Ich hatte in diesem Moment die Assoziation eines Kindes. Das Kind läuft los, stolpert über seine eigenen Füße und fällt zu Boden. Für einen kleinen Moment passiert nichts. Das Kind blickt erschrocken und fragend zu seiner Mama. Dann fängt es an zu weinen. Die Mutter läuft zum Kind und hilft ihm aufzustehen. Drei verschiedene Situationen spielten sich vor meinem geistigen Auge ab.


In der ersten Situation will die Mutter das Kind ermutigen: „Ist doch nichts passiert, du musst jetzt nicht weinen. Du bist doch schon groß und tapfer."

Das Kind weint daraufhin noch stärker.


In der zweiten Situation sagt sie: „Oh nein, das müssen wir sofort kühlen, sonst werden deine Knie morgen ganz blau sein und du wirst fürchterliche Schmerzen haben."

Das Kind weint bitterlich.


Die dritte Situation zeigt, wie die Mutter ihr Kind in den Arm nimmt. Keine Worte, ein Kuss auf die Stirn. Das Kind beruhigt sich und schon wenige Minuten später hüpft es wieder fröhlich die Straße entlang.


Wenn wir ein Gefühl empfinden, entsteht häufig ein innerer Dialog:

„Warum bin ich jetzt schon wieder traurig. Eigentlich gibt es doch gar keinen triftigen Grund. Anderen Menschen geht es viel schlechter als mir. Draußen scheint die Sonne. Ich sollte mich jetzt zusammenreißen und den Tag genießen.“

Oder: „Diese Traurigkeit frisst mich innerlich auf. Bestimmt hört dieses Gefühl nie wieder auf. Immer habe ich Pech. Die anderen Menschen sind glücklich und genießen den Sonnenschein und ich bin alleine.“

Die ständig plappernde Stimme in unserem Kopf will das Gefühl bewerten und macht es dadurch kleiner oder größer als es ist.


Wir können von der Mutter des dritten Szenarios lernen. Manchmal braucht es keine Worte, keine Bewertung, keine Rechtfertigung und keinen Vergleich. Manchmal braucht es nur Beobachtung, Akzeptanz und Mitgefühl:

„Ich bin traurig. Da ist ein Kloß in meinem Hals und mir laufen Tränen übers Gesicht.“

Nicht mehr und nicht weniger.


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