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Heilungsweg Teil 1: Wie dir eine Vision bei den ersten Schritten auf deinem Weg helfen kann.

Fürchte dich nicht, langsam zu gehen, fürchte dich nur, stehen zu bleiben.

(Chinesisches Sprichwort)

Ein Heilungsweg beginnt in dem Moment, in dem du über Veränderung nachdenkst.

Die Einsicht, Veränderungen im Leben vornehmen zu müssen, ist oft noch einfach. Schwieriger sind die ersten Schritte auf dem Heilungsweg.

Wer von einer Essstörung geheilt werden möchte, steht am Anfang eines oft langen Weges. Gerade zu Beginn sind die Widerstände enorm groß. Wer den ersten Schritt gegangen ist, will vielleicht aus Angst direkt wieder umkehren. Mut, Ruhe, Geduld und vor allem ein Ziel sind wichtige Voraussetzungen.


Wohin soll der Heilungsweg führen? Wer kein Ziel vor Augen hat, ist wenig motiviert - gerade dann, wenn einem bewusst wird, dass auf dem Weg Hindernisse warten und es Kraft und Ausdauer verlangt, um diese zu überwinden.

Neulich wurde ich gefragt, was meine ersten Schritte auf dem Heilungsweg waren. Als ich meine erste Therapie begann, war ich 15 Jahre alt. Ich glaube, dass es kaum möglich ist, eine Essstörung ohne psychologische Hilfe zu überwinden. Es ist wichtig, eine Person zu finden, der man vertrauen kann, um sich zu öffnen. Da es häufig schwer ist, zeitnah einen Therapieplatz zu bekommen, ist es sinnvoll, sich zunächst an eine Beratungsstelle zu wenden.

Zu Beginn meiner Therapie standen vor allem zwei Aspekte im Vordergrund:

1. Was hat zu der Essstörung geführt - was ist die Funktion der Essstörung?

2. Wie sehen meine Wünsche und Ziele in der Zukunft aus - wie könnte ein Leben ohne Essstörung aussehen?

Die Formulierung meiner Wünsche und Ziele hat mir damals den Mut und die Kraft gegeben, den Weg der Heilung anzutreten. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Formulierung einer Vision besonders dann hilft, wenn man die folgenden Punkte beachtet:

1. Sei geduldig mit dir selber. Eine Vision zu formulieren, bedeutet nicht, dass du jetzt schon genau wissen musst, wie ein perfektes Leben in einem Jahr, in 5 Jahren oder in 10 Jahren für dich aussehen könnte. Vielleicht fängst du mit 3 Sätzen an, vielleicht sind es auch schon mehr Sätze. Wann immer du möchtest, kannst du deine Vision weiterschreiben. Wünsche und Ziele verändern sich mit der Zeit. Eine Vision ist also nichts, was einmal festgelegt und für immer verfolgt werden muss. Gerade während einer Therapie lernt man so viel über sich selber, und es entstehen ganz neue Visionen. Gleichzeitig fallen plötzlich Ziele weg, von denen man bisher dachte, sie führen zu Glück im Leben.

2. Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass wir Ziele einfacher erreichen, wenn wir uns vorstellen, wir hätten das Ziel schon erreicht. Das bedeutet, dass du deine Sätze in der Gegenwart formulieren solltest. Ein Beispiel: „Ich bin gesund und glücklich“, statt „Ich wünsche mir, dass ich eines Tages gesund und glücklich sein werde“.

3. Formuliere deine Sätze positiv. Wenn wir das Beispiel von eben nochmal aufgreifen, wäre die Formulierung also „Ich bin gesund und glücklich“, statt „Ich habe keine Essstörung mehr“. Durch positive Formulierungen trainieren wir unser Gehirn im positiven Denken. Außerdem ist unser Gehirn gar nicht dazu fähig, in Negation zu denken. Ein Beispiel aus der Psychologie verdeutlicht uns das: Denke jetzt nicht an einen blauen Eisbären. Du wirst gemerkt haben, dass du sofort an den Eisbären denken musstest. Würdest du also schreiben „Ich habe keine Rückfälle mehr“, „Ich fühle mich nicht mehr dick“, „Ich habe keine Angst vor dem Essen“ oder „Ich betäube meine Emotionen nicht mehr mit Hungern“

denkt dein Gehirn sofort an Rückfälle, Dicksein, Angst und Betäubung.

Stattdessen wären positive Formulierungen: „Ich kann gut für mich sorgen“, „Ich fühle mich wohl in meinem Körper“, „Ich kann das Essen genießen“ und „Ich kann alle meine Gefühle zulassen“.

4. Nutze deine Vision im Alltag, um positive Gedanken und Gefühle zu erzeugen. Du kannst einzelne Sätze als Affirmationen nutzen. Ich integriere sie zum Beispiel in meine Yogapraxis oder schreibe sie mir auf den Spiegel, um mich immer wieder daran zu erinnern, was ich erreichen möchte.

Ganz nach dem Motto: Dinge werden wahr, wenn man sie nur oft genug sagt :)

In meinem nächsten Blogartikel erzähle ich dir, wie du Visionen in deiner Yogapraxis stärken kannst.


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