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Hashimoto - mein erfolgloser Ärztemarathon & der Beginn meines Heilungsprozesses


„Hashimoto Thyreoiditis“ ist eine #Autoimmunerkrankung, von der circa 10% aller Deutschen betroffen sind*. Die chronische Entzündung der Schilddrüse wird häufig von Ärzten erst spät erkannt und dann leider nicht selten falsch therapiert. Bei mir wurde die Diagnose Hashimoto zwar schon sehr früh, mit 13 Jahren gestellt, ich musste aber auch die Erfahrung machen, dass viele Ärzte mit der Behandlung überfordert sind. Der Verlauf der Krankheit ist bei jedem Betroffenen individuell. Häufig ist er vereinfacht erklärt so:

Die Schilddrüse wird vom eigenen Körper als Fremdkörper wahrgenommen, woraufhin im Blut Antikörper gegen Schilddrüseneiweiße gebildet werden. Die Folge ist eine chronische Entzündung der Schilddrüse, die zu ihrer Zerstörung führen kann. Wenn daraufhin eine zu geringe Menge an Schilddrüsenhormonen produziert wird, ist eine Schilddrüsenunterfunktion die Folge. Das ist fatal, denn die Schilddrüse reguliert den Stoffwechsel des menschlichen Körpers und ist somit ein lebensnotwendiges Organ. Sie produziert zahlreiche Hormone, die die Funktionen im Körper beeinflussen.


Die Liste der Symptome von Hashimoto ist lang, dazu gehören u.a. - Müdigkeit - Schwäche - Konzentrationsprobleme - depressive Verstimmungen - Magenbeschwerden - Lebensmittelunverträglichkeiten - Kopfschmerzen - Zyklusstörungen - Gewichtszunahme Auch wenn Hashimoto mittlerweile als #Volkskrankheit bezeichnet wird (Frauen erkranken 10mal häufiger als Männer*), bleiben beim Verständnis um die Krankheit noch viele Fragen offen. So sind zum Beispiel die Ursachen noch nicht hinreichend geklärt. Ärzte sehen häufig nur eine Lösung: Sie verordnen die lebenslange Einnahme von Schilddrüsenhormonen in Form von Tabletten. Ob die Dosierung der Ersatzhormone für den Patienten richtig ist, wird in regelmäßigen Blutuntersuchungen ermittelt. Oft ist der Blutwert laut Arzt zufriedenstellend, doch immer wieder berichten Betroffene, dass ihre Beschwerden trotzdem nicht verschwinden. Gerade weil die Symptome von Hashimoto so vielseitig sind, ist es schwer, die Erkrankung und die auftretenden Symptome in einen sinnvollen Kontext zu setzten. Ein Beispiel dafür sind Depressionen. Liegt eine Depression bei einem Hashimoto-Erkrankten nun an der Schilddrüsenunterfunktion, oder sind andere Gründe verantwortlich? „Alles kann, nichts muss“ ist häufig die unbefriedigende Antwort. Als mein Hausarzt Hashimoto diagnostizierte, war im Ultraschall deutlich zu sehen, dass meine Schilddrüse schon zu großen Teilen zerstört war und eine Blutuntersuchung bestätigte die Diagnose. Mir wurde damals gesagt, dass Hashimoto unheilbar sei, da die Zerstörung der Schilddrüse nicht rückgängig zu machen ist. Sorgen müsse ich mir aber nicht machen, da das Auftreten von Symptomen durch Medikamente verhindert werde. Ich war - wie gesagt - 13 Jahre alt und litt bereits unter starken Erschöpfungssymptomen. Doch in den darauffolgenden Jahren folgten trotz der Einnahme täglicher Medikamente weitere Beschwerden und ein Ärztemarathon, mit vielen weiteren Diagnosen: Darunter unter anderem Depression, Anorexia Nervosa, Leaky Gut und Histaminintoleranz. Da Symptome wie Müdigkeit, Erschöpfung, Magenschmerzen, Kreislaufprobleme, Kopfschmerzen, Wassereinlagerungen und Ausbleiben der Periode zu nahezu jeder der Diagnosen passte, wusste ich bald nicht mehr, was denn nun wirklich mein Problem ist. Jeder Arzt hatte eine andere Erklärung für meine Beschwerden und so wurden unterschiedliche Therapien an mir getestet: Entgiftungskuren, Infusionen, Spritzen, zahlreiche Nahrungsergänzungsmittel, Bioresonanztherapie, Blutkristallanalyse, Schilddrüsenhormone in unterschiedlichsten Dosierungen und Diätpläne mit Listen von Lebensmitteln, die ich angeblich auf gar keinen Fall mehr essen dürfe. Hätte ich die Tipps aller Ärzte befolg, hätte ich gar nichts mehr essen dürfen, außer einen Haufen an Pillen. Mit jedem Arztbesuch wurde meine Frustration größer.

Ich war enttäuscht von den Ärzten, die an mir, als junger Privatpatientin, alles ausprobierten, was der Behandlungskatalog hergab. Die Erfolgsversprechen blieben allesamt unerfüllt und ich war wütend auf die Ärzte und meinen Körper, der nicht so funktionierte, wie ich es mir wünschte. Ich fühlte mich hilflos und dachte, mir bliebe nichts anderes übrig, als die Therapiepläne weiter zu befolgen. Somit gab ich die ganze Verantwortung für meine Gesundheit in die Hände der Ärzte. Mir war nicht bewusst, dass die vielen Therapien keine Verbesserung, sondern eine Menge Stress verursachten und dass ich einen anstrengenden Kampf gegen meinen Körper führte, der die Heilung geradezu verhinderte. Um nochmal klar zu machen, was für ein Ärztehopping ich jahrelang betrieb, hier die Kurzfassung: Die Diagnose Hashimoto stellte ein Schilddrüsenspezialist, der gleichzeitig mein Hausarzt war. Auf Anraten meiner Psychologin, die mich aufgrund einer Essstörung und Depressionen behandelte, wechselte ich zwei Jahre später zu einem Arzt, der sich mit Suchtkrankheiten auskannte. Dort wurde zwar jede Woche mein Körpergewicht kontrolliert, Hashimoto wurde aber weitestgehend außer acht gelassen. Trotz Gewichtszunahme wurden meine Lebensmittelunverträglichkeiten und depressiven Phasen, die mit enormer Erschöpfung einhergingen, schlimmer.

Auf eine Empfehlung wechselte ich zu einem Arzt, der Naturheilverfahren anwendete. Leider beinhaltete seine Methode wöchentliche Spritzen und Infusionen. Unter Naturheilverfahren hatte ich mir zwar etwas anderes vorgestellt, aber vor Verzweiflung nahm ich auch diese „Kur“ in Kauf, ohne sie zu hinterfragen. Meine Depressionen verschlimmerten sich während dieser Zeit enorm. Der Arzt sagte mir, das würde an der Entgiftung liegen und es würden sich nach der Kur mit Sicherheit Erfolge zeigen. Fehlanzeige! Ich war mittlerweile 20 Jahre alt und hatte keine Kraft mehr, keine Lebensfreude, allein die Hoffnung, dass mir irgendwann ein Arzt helfen würde.

Es folgte eine weitere erfolglose Therapie bei einem Arzt in Bochum.


Schließlich suchte ich nach all den Jahren endlich wieder meinen Hausarzt und Schilddrüsenspezialisten auf, der ursprünglich Hashimoto bei mir diagnostiziert hatte. Vor lauter Ärztewahnsinn war ich in all der Zeit nicht mehr auf die eigentlich naheliegende Idee gekommen, ihn zu konsultieren. Als er von meiner Krankheitsgeschichte (Essstörung, Depressionen, Lebensmittelunverträglichkeiten…) erfuhr, wunderte er sich nicht, warum meine Beschwerden von Jahr zu Jahr schlimmer, statt besser geworden waren. Der Stress, den all die unnützen Therapien in mir ausgelöst hatten, sei einer der Hauptgründe meiner Probleme. Denn Stress verstärkt Hashimotosymptome. Mein Arzt riet mir dringend, sämtliche Therapien abzubrechen und endlich zu lernen, auf mich und meinen Körper zu hören. Er sagte mir Voraus, dass es mir besser gehen würde, sobald ich die Stressfaktoren in meinem Leben reduziere. Dieser Arztbesuch war für mich das Ende eines langen Leidensweges.

Das Ende des Ärztewahnsinns und der Anfang meines Heilungsprozesses. In meinem nächsten Blogartikel erzähle ich, warum es mir geholfen hat, die Verantwortung für meine Gesundheit, für mein Leben und mein Glück wieder selber zu übernehmen. Und warum auch bei Hashimoto gilt: In der Ruhe liegt die Kraft.



- Vanessa Blumhagen: Die Hashimotot Diät, mvg-Verlag, 2014

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