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Hashimoto - mein Coach für Achtsamkeit

In meinem Blogartikel „Hashimoto - mein erfolgloser Ärztemarathon & der Beginn meines Heilungsprozesses“ habe ich erzählt, wie ich jahrelang Therapiepläne verschiedener Ärzte befolgte, die keine Verbesserung meiner Beschwerden, sondern eine Menge Stress verursachten. Mein Hausarzt riet mir, den Ärztemarathon zu beenden, sämtliche Therapien abzubrechen und die Stressfaktoren in meinem Leben zu reduzieren.


Mit dem Zusammenhang zwischen „Stress“ und psychischer Gesundheit hatte ich mich in den Jahren zuvor bereits in meiner Psychotherapie, die ich aufgrund einer Essstörung und Depressionen machte, beschäftigt. Im Fokus standen dabei seelische und soziale Stressoren: Zum Beispiel Leistungsdruck, hohe Sensibilität, der Verlust eines geliebten Menschen und Mobbing.


Mein Arzt erklärte mir, dass auch Hashimotosymptome (psychische und körperliche) durch Stress verstärkt werden. Diesen Zusammenhang hatte ich unterschätzt. Mir wurde bewusst, dass ich in den vergangenen Jahren zwar die Verantwortung für meine seelische und geistige Gesundheit übernommen hatte, die Verantwortung für meine körperliche Gesundheit hatte ich allerdings den vielen Ärzten überlassen.


Für mich ergab sich eine neue Erkenntnis:

Ganzheitliche Heilung gelingt nur, wenn ich die Verantwortung für meinen Körper, meine Seele und meinen Geist übernehme.

Es genügt nicht, die Verantwortung für die seelische und geistige Gesundheit selber zu übernehmen, aber die Verantwortung für die körperliche Gesundheit Ärzten zu überlassen oder umgekehrt. Lange Zeit hatte ich versucht herauszufinden, ob die Ursachen für meine Beschwerden körperlicher oder seelischer Natur sind, um zu wissen, an welcher Stellschraube gedreht werden muss. Für mich erübrigte sich die Frage, welcher Teil ursächlich für die Beschwerden ist, als ich begriff, dass der Heilungsprozess nur ganzheitlich gelingen kann, weil Körper, Seele und Geist eine Einheit sind.


Ich hörte auf den Rat meines Hausarztes und beendete das Ärztehopping. Ab sofort konsultierte ich nur noch ihn. Und auch das nur, wenn es um die Kontrolle meiner Schilddrüsenwerte und die Dosierung meiner Schilddrüsentabletten ging.

Den eigentlichen Heilungsprozess wollte ich nun ohne die ärztliche Hilfe schaffen.


Besonders belasteten mich zu dieser Zeit Lebenmittelunverträglichkeiten. Mein Körper reagierte auf unterschiedliche Nahrung mit starken Reaktionen wie Magenschmerzen, Wassereinlagerungen, aufgequollenen Augen, Schwindel und Übelkeit. Von Ärzten hatte ich verschiedene Diätpläne mit unzähligen Verboten bekommen: Keine Milchprodukte, kein Histamin, kein Gluten, kein Zucker, kein Koffein, kein Alkohol. Die vielen Verbote frustrierten mich, da ich mir aufgrund der Essstörung selber schon viele Jahre lang Lebensmittel verboten hatte und als ich endlich wieder Genuss und Leichtigkeit im Umgang mit Essen gefunden hatte, traten die Unverträglichkeiten ein.


Ich beschloss die Diätpläne nicht weiter zu befolgen und stattdessen selber genau zu beobachten, welche Lebensmittel mir guttun und welche nicht. Dabei machte ich eine Beobachtung, die die Vermutung meines Arztes bestätigte: Es gibt Lebensmittel, die ich in entspannter Atmosphäre bestens vertrage und sobald ich gestresst bin, reagiert mein Körper mit starken Symptomen. Nach und nach wurde ich mutiger und probierte in stressfreien Situation Nahrungsmittel aus, die ich zuvor jahrelang gemieden hatte. Immer wieder bestätigte sich der Zusammenhang zwischen Stress und der Verträglichkeit von Lebensmittelmitteln. Ich horchte weiter in mich hinein und beobachtete meinen Körper. Dabei stellet ich fest, dass der Stress nicht nur die Lebensmittelunverträglichkeiten beeinflusste, sondern mein gesamtes körperliches Wohlbefinden.


Diese Beobachtung brachte mir eine weitere wertvolle Erkenntnis:

Erschöpfung, Magenschmerzen, Kopfschmerzen, Herzrasen, Tinnitus, Kreislaufprobleme, Depressionen und das Ausbleiben der Menstruation sind das Sprachrohr, durch das mein Körper mir sagt, dass etwas in meinem Leben zu großen Stress verursacht. Statt den Beschwerden weiterhin mit Wut und Frustration zu begegnen, begann ich sie als Botschaften meines Körpers zu betrachten, die mir den wertvollen Hinweis geben, dass ich achtsam sein sollte. Achtsam sein bedeutet hinzuschauen: Was verursacht den Stress und wie kann ich ihn vermeiden?


Als ich mit 13 Jahren die Diagnose Hashimoto bekam, sagte mein Arzt mir, dass die Autoimmunerkrankung nicht heilbar sei. Das stimmt und hat mich damals sehr frustriert. Heute hat der Begriff Heilung für mich aber eine andere Bedeutung bekommen. Heilung heißt nicht, Hashimoto auslöschen zu können. Heilung bedeutet, die Beschwerden, die damit einhergehen, als Botschaften zu betrachten. In gewisser Weise bin ich für die Signale meines Körpers sogar dankbar, denn er sagt mir, dass etwas in meinem Leben nicht im Gleichgewicht ist, bevor ich überhaupt darüber nachdenken kann.

Hashimoto ist für mich wie ein Coach, der mich immer wieder daran erinnert, achtsam zu sein.



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