Vielleicht kommt dir folgendes Szenario bekannt vor: Du fühlst dich erschöpft und ausgepowert und schleppst dich an deinen Arbeitsplatz. Das hohe Arbeitspensum im Job, Studium oder wo auch immer beansprucht all deine Kräfte. Es geht dir von Tag zu Tag schlechter. Eine Pause einlegen? Auf keinen Fall - schließlich erfüllen andere ja auch ihre Aufgaben und beschweren sich nicht.
Freizeit sieht bei dir so aus: Du liegst fertig auf dem Sofa. Freunde treffen, zum Sport gehen? Schon lange nicht. Corona ist dein Alibi, aber die Wahrheit ist: Du meidest Aktivitäten, die nicht unbedingt sein müssen, denn du hast gar keine Kraft mehr.
Wenn du ein Kind wärst, würden deine Eltern dich voller Sorge beobachten und wahrscheinlich darauf bestehen, dass du einfach mal ein paar Gänge runter schaltest. Sie würden dir Ruhe verordnen, dich verwöhnen und in Gesprächen herausfinden, was dich so belastet. Nach kurzer Zeit hättest du aufgetankt und könntest dich wieder mit Elan all deinen Aufgaben stellen. Immer in dem beruhigenden Wissen: Wenn du mal kraftlos bist, achtet jemand darauf, dass du es nicht übertreibst.
Jetzt bist du erwachsen. Hoffentlich hast du gelernt, dass du nicht darauf warten solltest, dich total erschöpft oder sogar krank zu fühlen, bevor du dich um dich selbst kümmerst.
Genauso wie Selbstliebe dich auf dem Heilungsweg unterstützt, hilft sie dir dabei, gar nicht erst krank zu werden.
Es gibt einen sehr ungesunden Trend in unserer Gesellschaft: Viele Menschen denken, man müsse sich erst ausgebrannt fühlen, bevor man es sich erlauben darf, gut für sich zu sorgen.
Selbstliebe, Selbstfürsorge & Gesundheit sollten unser Normalzustand sein und nichts, was wir uns erarbeiten müssen.
Ich erinnere mich an ein Seminar zum Thema „Work-Life-Balance“ während meines Psychologiestudiums. Neue Erkenntnisse zum Thema „Burnout" standen im Fokus des Seminars. Die Dozentin erzählte von Symptomen, die eine Depression und ein Burnout gemeinsam haben. Dazu gehören unter anderem starke Müdigkeit und Erschöpfung, Schlafprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten und vieles mehr. Besonders interessant fand ich, dass Menschen lieber die Diagnose „Burnout" statt „Depression" bekommen. Warum wohl? Weil ein Burnout nach außen hin suggeriert, dass man zuvor hart geschuftet hat. Viele von uns haben das Bild des gestressten Managers in einem großen Unternehmen vor Augen, wenn sie an Burnout denken. Die Wahrheit ist aber, dass jeder von uns ausbrennen kann, egal ob Manager, Student, Handwerker, Hausfrau, Yogalehrer, Erzieher, Angestellter, Freiberufler oder Rentner. Wer immer über seine Kräfte und Grenzen hinausgeht, gibt Körper, Geist und Seele nicht die Möglichkeit, zu regenerieren.
Ich glaube, dass dieser Trend geändert werden kann, wenn Menschen frühzeitig in ihrem Leben mit Yoga, Meditation und Achtsamkeit in Berührung kommen. Achtsamkeitspraxis lässt uns erfahren, dass wir wahren Frieden nur in uns selbst finden können und dass dieser Frieden unabhängig von äußeren Umständen ist. Anerkennung, die wir von außen für Arbeit und Erfolg bekommen, macht zwar im ersten Moment glücklich, dieses Glück ist aber nicht von langer Dauer. Bald schon sehnt man die nächsten Erfolgserlebnisse herbei und macht sein Glück dadurch von seiner Leistung abhängig.
Du darfst dir Auszeiten gönnen, ohne dich ausgebrannt zu fühlen.
Du musst nicht erst seelische und körperliche Schmerzen durchstehen, um dich lieben zu lernen & du brauchst keine Krankheit, um gut für dich zu sorgen.
Ich versuche mich selbst im Alltag immer wieder daran zu erinnern:
Leistung, Erfolg und Aktivität sind nicht mehr wert als körperliche und seelische Gesundheit. Egal wie viel oder wenig du momentan arbeitest: Ruhe, Entspannung, Genuss und inneren Frieden hast du dir immer verdient!
Comments